Wir machen Moor – zwei Kiwis im Einsatz für mehr Klimaschutz
 

Ausgetrocknete Moore bedrohen unser Klima, denn wenn das im Erdboden gespeicherte CO2 durch fehlendes Wasser nicht mehr gebunden werden kann, entweicht es in die Atmosphäre. Martin Himstedt (Product Communication Manager) und Stefan Gottschalk (Senior Software Developer) ist diese Problematik bewusst. Sie haben deshalb beschlossen, selbst aktiv zu werden und sich eine Woche lang mit voller Kraft dafür einzusetzen, dass die Diepholzer Moore in Niedersachsen in Zukunft wieder nass werden können.

 

Warum ausgetrocknete Moore klimaschädlich sind

In Deutschland wurden viele Moore trockengelegt, um den wertvollen Torf z. B. zum Heizen abzubauen und die Flächen landwirtschaftlich nutzen zu können. Die Folgen für das Klima wurden dabei außer Acht gelassen. Bei vernässten Mooren wird das gespeicherte CO2 abgestorbener Pflanzen im nassen Boden  gebunden. Trocknet ein Moor aus, zersetzen sich die abgestorbenen Pflanzen und das dabei freigesetzte CO2 entweicht in die Atmosphäre. Die vielen trockengelegten Moore in Deutschland sind also Tag für Tag ein großer Treiber von CO2-Emissionen. Etwa ein Drittel aller CO2-Emissionen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern entsteht durch trockengelegte Moore. Die entwichenen Treibhausgase lassen über die Jahre ganze Landstriche absacken. Mit der Wiedervernässung der Moore lässt sich diesem Prozess entgegenwirken und es können bis zu 50 kg CO2 pro Kubikmeter im Boden gehalten werden. Moore können damit einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der vereinbarten Klimaschutzziele leisten. Im Übrigen schließen sich gut durchnässte Moore und die wirtschaftliche Nutzung solcher Flächen gar nicht aus. Die Paludikultur (von lateinisch palus „Morast“, „Sumpf“) beschäftigt sich genau mit diesen Möglichkeiten.

Das Projekt: Die Wiedervernässung der Diepholzer Moore

Auf die Bedeutung von Mooren für unser Klima ist Martin in einer Dokumentation über Projekte zur Wiedervernässung und Bewirtschaftung von Mooren aufmerksam geworden. Diese Freiwilligenprojekte werden vom Verein Bergwaldprojekt e.V. organisiert. Neben der Wiedervernässung und der Pflege von Mooren gibt es zudem auch zahlreiche andere Aufforstungs- und Renaturierungsprojekte in ganz Deutschland. Martin und Stefan entschieden sich gemeinsam mit 12 anderen Teilnehmer*innen für eine Woche bei einem Projekt im Diepholzer Moor mit anzupacken, das vom BUND Diepholzer Moorniederung betreut wurde. Die ersten beiden Tage verbrachten sie im Neustädter Moor, danach einen Tag im Rehdener Geestmoor und die letzten beiden Tage im Oppenweher Moor. Wir haben sie zu ihren Erfahrungen vor Ort befragt:

Wie lief ein typischer Tag ab?

Stefan: „Wir wurden morgens um 6 Uhr geweckt und sind um 7:30 Uhr mit zwei Kleinbussen ins Moor gefahren. Dort waren wir immer bis etwa 16:30 Uhr. Danach ging es zurück in die Unterkunft und wir konnten unseren Abend frei gestalten. Zwischendurch gab es auch immer mal einen Exkurs vor Ort oder Vorträge, mit der Gelegenheit für uns, Fragen zu stellen und dazuzulernen.“

Was waren eure Aufgaben vor Ort?

Martin: „Unsere Hauptaufgabe bestand darin, die Moorflächen von zahlreichen Bäumchen zu entkusseln. Nach der Entkusselung können die Flächen wieder von den Moorschnucken bewirtschaftet werden – einer Schafrasse, die für solche Moorheiden hervorragend angepasst sind. Sie fressen die jungen Birken, deren Blätter und Pfeifengras."

Was bedeutet Entkusseln?

Martin: „Mit Entkusseln wird in der Landschaftspflege die Beseitigung junger Gehölze, sogenannter Kussel, von Heideflächen, Feuchtwiesen und entwässerten Mooren bezeichnet. Dabei wird mit Sägen und Astscheren der aufkommende Gehölzaufwuchs entfernt, der aus Pionierbaumarten wie Kiefer und Birke besteht. Es fühlt sich schon etwas merkwürdig an, Bäume für den Klimaschutz zu fällen, aber das Entkusseln ist notwendig, um die Moore wieder zu vernässen. Beim Entkusseln handelt es sich um eine Form der Kulturlandschaftspflege zur Offenhaltung von entwässerten Mooren, die sich infolge der Sukzession zu Wäldern entwickeln würden. Damit wird auch der übermäßigen Verdunstung durch die Gehölze vorgebeugt.“

Was war für euch besonders herausfordernd?

Stefan: „Das frühe Aufstehen um 6 Uhr und der straffe Zeitplan am Morgen waren für mich ungewohnt. Daran musste ich mich erst gewöhnen.“

Martin: „Für mich war es besonders herausfordernd, meine Kräfte über den gesamten Tag einzuteilen. Vor allem nach den ersten beiden Tagen war ich bereits mittags total geschafft und müde.“

Was hat euch besonders viel Spaß gemacht?

Martin: „Das Sägen der unzähligen mittelgroßen Bäume hat mir gefallen. Zuweilen hatte es sogar etwas sehr Meditatives. Wir hatten außerdem die Gelegenheit, mal einen Schwingrasen zu betreten, was sonst eigentlich verboten ist. Dabei handelt es sich um eine über Wasser freischwimmende Pflanzendecke aus Moosen, die beim Betreten – wie der Name sagt – mitschwingt.“

Stefan: „Mir hat die Arbeit in der Gruppe sehr viel Spaß gemacht. Da entstand ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Motivierend war es, am Ende des Tages etwas geschafft zu haben. Und nach dem sehr hohen körperlichen Aufwand am Tage hat das deftige, vegane Abendessen umso besser geschmeckt – das war unglaublich lecker!“

Das Fazit nach einer Woche Einsatz im Moor

Insgesamt haben Martin und Stefan mit dem Projekt eine Fläche von 1,36 ha Moor entkusselt. Ob die umgesetzten Maßnahmen wie erhofft wirken, wird sich erst nach ein paar Jahren zeigen. Die Moore reagieren mit sehr viel Verzögerung, sind dann aber relativ stabil, was längere Trockenperioden betrifft. Weitere sehr trockene Jahre würden jedoch auch diesen Ökosystemen in Zukunft stark zusetzen und die Moore auf Dauer austrocknen.

Martin: „Bei Kiwigrid setzen wir uns bereits seit sieben Jahren täglich für die längst überfällige Energiewende ein. Im Diepholzer Moor einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, ergänzt sich aus unserer Sicht hervorragend. Der Verein Bergwaldprojekt e.V. ermöglicht es jedem, selbst aktiv zu werden. Da hatten wir einfach voll Bock drauf und es hat sich auch gelohnt. Die Woche im Moor und die körperliche Arbeit waren für uns beide natürlich sehr anstrengend, aber gleichzeitig auch sehr bereichernd.“

Stefan: „Es hat richtig Spaß gemacht, in dieser kleinen Gruppe unterschiedlichster Menschen gemeinsam etwas zu schaffen und es hat mich fasziniert, wie schnell wir alle zusammen diese große Fläche freigelegt haben. Die Erfahrung da draußen im Moor komplett von Natur umgeben zu sein und die absolute Stille zu genießen, hat uns beide sehr berührt. Im nächsten Jahr werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder an einem ähnlichen Projekt teilnehmen.“


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