Kommentar zur PV-Strategie der Bundesregierung - Dezentrale Stromerzeugung erfordert intelligentes Energiemanagement
 

Heute fand der zweite Solargipfel mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Vertretern der Solarenergiebranche statt. Diskutiert wurde die Photovoltaik-Strategie die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im März zur Diskussion gestellt. Über 650 Anregungen gingen beim BMWK zur PV-Strategie ein, darunter auch die offizielle Stellungnahme von Kiwigrid.

Laut Habeck, zeige die große Anzahl an eingereichten Stellungnahmen wie groß der Stau war, Bürokratie abzubauen und Genehmigungen zu vereinfachen. Kiwigrid beführwortet grundsätzlich die PV-Strategie, gibt aber zu bedenken, dass es mit der Maximierung der PV-Flächen und der Stromproduktion nicht getan ist.

"Der dezentrale und volatile PV-Strom muss effizient gesteuert werden, damit wir ihn optimal ausnutzen können. In ihrem Entwurf übersieht die PV-Strategie das Energiemanagement und seine Potenziale." - Dr. Frank Schlichting, CEO

Energiemanagement fördert Energieeffizienz 

Nur ein Energiemanagementsystem ermöglicht es, den lokal erzeugten, volatilen PV-Strom im größten Umfang und mit höchster Effizienz zu nutzen. Ein solches System stimmt die PV-Stromerzeugung und die Geräte des Stromverbrauchs aufeinander ab. Der Eigenverbrauch wird maximiert und der weitere Strombedarf reduziert. Dadurch wird das Stromnetz entlastet und es werden Netzentgelte sowie Verbraucherkosten eingespart. Energiemanagementsysteme werden in der Regel direkt von den Geräteherstellern angeboten. Der Endnutzer hat keinen Aufwand und profitiert unmittelbar von der gesteigerten Energieeffizienz. 

Wir bedauern, dass die PV-Strategie in der aktuellen Fassung die Implementierung von intelligenten Energiemanagementsystemen und die Förderung von innovativen Geschäftsmodellen für die bestmögliche Nutzung von PV-Strom nicht berücksichtigt. Denn nur so kann die dezentrale Energieerzeugung auf Basis von PV-Anlagen erfolgreich in das Gesamtsystem der Energieversorgung integriert werden und zu dessen Optimierung beitragen. Die PV-Strategie offenbart, dass es noch an Grundlagen fehlt, die für intelligentes Energiemanagement nötig sind. 

Wir brauchen mehr Anreize und weniger Hürden für netzdienliches Verhalten 

Erstens: Stromspeicher sind von zentraler Wichtigkeit als Flexibilität bei einer volatilen Stromerzeugung. Die PV-Strategie erkennt diese Wichtigkeit zwar an; allerdings hemmen die derzeitigen Regeln die Nutzung von Stromspeichern. Zunächst fehlen die Voraussetzung für die Direktvermarktung von kleinen Strommengen aus Speichern. Und die doppelten Netzentgelte für die Speicherung und die Verteilung von Strom, beispielsweise mit Hilfe der Autobatterie, behindern effiziente und intelligente Stromverteilung. 

Zweitens: Ein wichtiger Baustein für dezentrales Energiemanagement sind Anreize für die Verbraucher. Die netzdienliche Stromnutzung sollte durch variable Netzentgelte incentiviert werden. Verbraucher sollten einen finanziellen Anreiz haben, beispielsweise ihr Elektroauto dann zu laden, wenn keine Überlastung des Stromnetzes droht. Gleichzeitig sollten Energieeinspeisungen bei Engpässen belohnt werden. Externe Eingriffe und das Abregeln privater Energieverbraucher – wie für die Neugestaltung des §14a EnWG derzeit diskutiert – sollten die letzte Option bleiben. 

Das Energiemanagementsystem ist das Herzstück der Energiewende 

In der PV-Strategie heißt es, die PV-Anlage kann zum Herzstück eines heimischen Energiemanagements werden, indem sie die Sektoren im Eigenheim miteinander koppelt. Das ist absolut richtig. Das Energiemanagementsystem wiederum kann zum Herzstück der Energiewende werden. Leider wird dieses Energiemanagement im Eigenheim weder durch bundeseinheitliche Regelungen gefördert noch in der PV-Strategie beachtet. Es braucht dringend regulatorische Förderung und individuelle Anreize für die Sektorenkopplung, um die Energiewende im Eigenheim zu beschleunigen. Eine Weiterentwicklung der Strategie sollte darauf zielen, alle Potenziale der PV-Stromerzeugung auszunutzen.

 

Ausschnitte dieses Kommentars wurden im Branchenmagazin Energie & Management veröffentlicht.